Sonntag, 23. Dezember 2018





                                                        Das Friedenslied




                                                    Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf bei Salzburg
                                                 Nach einem Brand 1757 im Jahr 1937 wieder neu errichtet.
                                                      
                                                          
                    Gedanken zu einem Welterfolg - Wissenschaftliche Sichtweise

                       Der Salzburger Musikschriftsteller und Dramaturg Professor
                       Gottfried Kasparek ist unter anderem künstlicher Leiter des
                       Diabelli -Sommers in Mattsee. Zum 200-Jahr-Jubiläum hat
                       er sich mit dem Weihnachtslied "Stille Nacht! Heilige Nacht!"
                       auseinandergesetzt und erklärt, worin dieser Zauber besteht.
                       Kaum jemand kann sich dem Bann des Liedes widersetzen
                       und dafür gibt es interessante Gründe.





                                                       Foto: pixabay  -  Wien,  Gasse,  Österreich

  
                          Schon als Kind in Wien war das gemeinsame Singen von
                         "Stille Nacht! Heilige Nacht!" unter dem Christbaum vor
                          der Bescherung von der Weihe der Weihnacht erfüllt.
                          Das Lied gehörte zum Fest und so ist es bis heute geblieben.
                          Ein schöner Gesang, der einfach da ist und Freude macht.
                          Sogar dann, wenn die Interpretation zu wünschen übrig lässt.
                          Ich zum Beispiel habe immer noch den vor allem lauten
                           und rauen Bariton meines Vaters im Ohr.
                           Das macht nichts, die Musik hält das aus.




                                                                  Foto: pixabay - Salzburger Dom,  Kirche



                  Später, in Salzburg, war es eine originale, vierstimmige Version mit
                  Streichtrio, zwei Hörnern und Orgel die mich faszinierte. Sie stammt
                  vom Komponisten, von Franz Xaver Gruber, der den Welterfolg seines
                  Geniestreichs als Kirchenmusiker in Hallein noch selbst erlebt hat              
                  Da wird aus dem Lied eine kleine, feine, klassische Kantate. 

                  Der Dichter Joseph Mohr war Salzburger und ein sozial engagierter, aus
                  einfachsten Verhältnissen stammender Geistlicher. Er konnte sehr gut
                  Gitarre spielen und hatte eine schöne Tenorstimme. Der Komponist, der
                  Sohn eines Leinewebers aus Oberösterreich, war als Lehrer und
                  Regenschori im Land Salzburg tätig. Regenschori ist die alte
                  Bezeichnung für die "Regenten des Chores" in den Kirchen des
                  katholischen Österreich und Bayern.




                                            Foto: pixabay - Bergwiese, Kapelle, Alpen

 

                Den Text hatte Mohr schon 1816 in Mariapfarr im Lungau geschrieben.
                Was am Heilig Abend 1818 erstmals erklang, dargeboten von Mohr und
                dem in Basslage singenden Gruber, begleitet auf der Gitarre, wurde zu
                einem der erfolgreichsten Lieder der Musikgeschichte.                    

               Der Mann, der wenig später die Orgel reparierte, brachte es ins
               Tiroler Zillertal, welches bis heute zur Erzdiözese Salzburg gehört.
               Dort, in Fügen, erklang es wohl schon zu Weihnachten 1819.
              Zillertaler Volkssänger machten das Lied berühmt, in der Alten, bald
               auch in der Neuen Welt. In vielen Versionen. Auch Gruber selbst
               schrieb mehrere Fassungen. Aber das Wesentliche ist die Substanz.
               



                                                                  Foto: pixabay -  Christkind



              Es ist ein schlichtes Wiegenlied im getragenen Siciliano-Rhythmus.
              Dem sagt man Zärtlichkeit und schöne Melancholie nach.
              Im Barock und in der Klassik wurde er oft für Hirtenidyllen erwendet,
              nicht nur geistliche, auch sehr weltliche. Zum Beispiel singt Pamina in
              Mozarts Oper "Die Zauberflöte" ihre wundersame, um vermeintlich
              verlorene Liebe trauernde Arie in diesem Rhythmus. Dagegen lässt
              Joseph Haydn in seinem Oratorium "Die Schöpfung" darin den Frühling
              preisen. Sicher kannte Gruber geistliche Siciliano-Sätze aus seiner
              täglichen Arbeit in den Kirchen von Arnsdorf und Oberndorf,
              wahrscheinlich sogar solche von J. S. Bach, den Brüdern Haydn oder
              Mozart. Vorbilder gibt es genug, doch die Einheit von Text und Musik
               stammt von Mohr und Gruber.




                                                        Foto: pixabay -  Religion, Weihnachten



               Das Lied ist in deutscher Sprache, die Weise ist im besten Sinne 
              volkstümlich, der Rhythmus kommt aus den Dudelsäcken
              sizilianischer Hirten. Der Text lässt sich gut übersetzen. Dem Zauber
              der innigen Komposition können selbst Menschen nicht entkommen,
              die anderen Religionen angehören oder Atheisten sind. Die hat
              damit zu tun, dass sich darin die Kraft der Weihnachtsgeschichte in
              einfachen Worten und Motiven spiegelt. Dass die Musik nicht
              triumphierend klingt, sondern anrührend. Manche Menschen rührt das
              Lied zu Tränen, was am Schwermut suggerierenden Rhythmus
              liegen mag - auch Pamina weint sozusagen singend. Andere bewegt es
              eher zu einem glücklichen Lächeln. Man kann dazu sogar unter Tränen  
              lachen. Das Lied ist nicht liturgisch streng, es ist ein Liebeslied 
              für ein neugeborenes Kind. Es ist ein Lied des Friedens voll klingender
              Spiritualität, die Grenzen überwindet. Und es ist zeitlos. Es gehört 
              all jenen in der Welt, die guten Willens sind

                                                          
                           ~ Gedanken von Professor Gottfried Kasparek ~

                                                           




                                                  Foto:pixabay - Friedensglocke, Fichtelberg Erzgebirge


                                   Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.

                                             ~Marie v. Ebner-Eschenbach~




                                                                    Foto: pixabay.de


                              Frohe Weihnachten wünsche ich allen lieben Besuchern
                                                                    &
                                             Frieden allen Menschen auf Erden!

                                   

                                                            
                                                                                                                                



 

4 Kommentare:

  1. Fröhliche Weihnachten!
    Liebe Gerda,
    feiere mit Gesang und Klang!
    Herzlichst Kelly

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  2. Danke, liebe Kelly, ich wünsche dir ebenfalls eine besinnliche, schöne Zeit mit all deinen Lieben!

    Herzlichst Gerda

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  3. Und schon geht es auf das nächste Event zu ...

    rutsch gut und sanft rein, liebes Schwälbchen,

    ich denke an dich,
    deine Schwäbchen

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  4. Danke, kleine Waldameise, für deinen lieben Kommentar :-)!

    Für das neue Jahr wünsche ich dir viel Glück, Freude und vor allem Gesundheit!

    Herzlichst dein Schwälbchen, das in der Silvesternacht ebenfalls an dich und an die liebe Kelly denkt. :-)

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