Denkströme
Die beiden Mädchen
Zwo junge Mädchen hofften beide,
Worauf? Gewiss auf einen Mann;
Denn dies ist doch die größte Freude,
auf die ein Mädchen hoffen kann.
Die jüngste Schwester, Philippine,
War nicht unordentlich gebaut;
Sie hatt ein rund Gesicht, und eine zarte Haut;
doch eine sehr gezwungne Miene.
So fest geschnürt sie immer ging,
So viel sie Schmuck ins Ohr, und vor den Busen hing,
So schön sie auch ihr Haar zusammenrollte,
So ward sie doch bei alledem,
Je mehr man sah, dass sie gefallen wollte,
Um desto minder angenehm.
Die andre Schwester, Caroline,
War im Gesicht nicht so zart;
Doch frei und reizend in der Miene,
Und liebreich mit gelassner Art.
Und wenn man auf den heitern Wangen
Gleich kleine Sommerflecken fand:
Ward ihrem Reiz doch nichts dadurch entwandt,
Und selbst ihr Reiz schien solche zu verlangen.
Sie putzte sich nicht mühsam aus,
Sie prahlte nicht mit teuren Kostbarkeiten.
Ein artig Band, ein frischer Strauß,
Die über ihren Ort, den sie erlangt, sich freuten,
Und eine nach dem Leib wohl angemessne Tracht,
War Carolinens ganze Pracht.
Ein Freier kam; man wies ihm Philippinen;
Er sah sie an, erstaunt, und hieß sie schön;
Allein sein Herz blieb frei, er wollte wieder gehn.
Kaum aber sah er Carolinen:
So blieb er vor Entzückung stehn.
Im Bilde dieser Frauenzimmer
Zeigt sich die Kunst und die Natur;
Die erste prahlt mit weit gesuchtem Schimmer,
Sie fesselt nicht; sie blendet nur.
Die andre sucht durch Einfalt zu gefallen,
Lässt sich bescheiden sehn; und so gefällt sie allen.
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Schriftsteller und Universitätslehrer
in Sachsens goldenem Zeitalter
Christian Fürchtegott Gellert war ein Wegbereiter,
ein Mittler zwischen der Aufklärung und dem
nachfolgenden Zeitalter der Empfindsamkeit.
Der Bürger, so Gellerts Ideal, müsse Aufklärung
und Empfindsamkeit in sich vereinen.
Liebe, Freundschaft und Mitgefühl in Verbindung
mit Vernunft bildeten für Gellert
die Grundfesten des menschlichen Lebens.
Seine Fabeln haben sich nach und nach in Häuser,
wo sonst nie gelesen wird, eingeschlichen.
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
deutscher Erzähler, Fabel und Liederdichter
Der neuen Generation vermochte Gellert nichts mehr zu sagen.
Seine Wirkung jedoch als Vermittler zwischen den Epochen,
als Volksschriftsteller und Vorbereiter der Klassik
ist bis in unsere Tage unbestritten.
Quelle: mdr.de/zeitreise
Der wahre Freund
Der Freund, der mir den Spiegel zeiget,
Den kleinsten Flecken nicht verschweiget,
Mich freundlich warnt, mich ernstlich schilt,
Wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt:
Der ist mein Freund,
So wenig er es scheint!
Doch der, der mich stets schmeichelnd preiset,
Mir alles lobt und nichts verweiset,
Zu Fehlern gern die Hände beut,
Und mir vergibt, eh' ich bereut:
Der ist mein Feind,
So freundlich er auch scheint!
~Christian Fürchtegott Gellert~
Freundschaft ist ein wundervolles Geschenk im Leben.
Denn Freunde bringen dein Lächeln zurück,
wenn du es verloren hast.
Allen Lesern wünsche ich schöne & erholsame Junitage!
~
Vermerk
All diese Bilder stammen aus der Bilderdatenbank
von pixabay.de
Und werden für die Ausgestaltung von privaten Blogs
freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank dafür!
~
Moin Gerda,
AntwortenLöschender Mensch denkt - und...
Das Ideal die Aufklärung und die Empfindsamkeit zu vereinen, ein hohes Ziel.
Seufz.
Zu mindestens schon mal angedacht und gehofft.
Im Netz werde ich von dem *Erzähler* mehr suchen!
Meine Umbauarbeiten hoffe ich beendet zu haben, bin allerdings mit der Seite unzufrieden.
Doch mehr Zeit und Mühe kann und will ich nicht investieren.
LG Kelly
Hm - dachte kommentiert zu haben, Google macht mir etwas Kopfzerbrechen. Meine Seite wird auch nicht so angezeigt wie ich es möchte und die Kommentarfunktion ist wirklich ein Rätsel.
AntwortenLöschenEs scheint ein großes Sommerloch zu geben... ;)
Wenn sich alles geordnet hat und die Fußballwm vorbei ist gibt es neue Versuche.
Vorerst herzlichen Dank für die Bewertung, deinen Artikel über Gellert hab ich mit Interesse gelesen und auch weiter verfolgt.
War eine Bildungslücke (x wieder).
LG Kelly