Sonntag, 5. März 2017




                                                  Schamanisches Märchen: Brennessel







                                                      Brennessel: Mittler zur Erde

Die großen europäische Glaubenskriege waren gerade vorbei, man schrieb das Jahr 
2045. Die Aufräumarbeiten waren im Gange, die heimtückischen Genpflanzenminen
wurden mühselig neutralisiert. 

Flüchtlingsfamilien bekamen Land zugeteilt, oft schon mit einer Hausruine darauf.
So auch unsere Familie.

Die Eltern planten den Hausneubau, und besprachen, wie das Land gesäubert werden
sollte. Alle Pflanzen, vor allem die wuchernden Brombeersträucher und
Brennesselpflanzen, sollten erstmal mit Stumpf und Stiel herausgerissen, und die nackte
Erde fest planiert werden. Da protestierten die Kinder, und bestanden vehement
darauf das ganze Brennesselfeld am Bach stehen zu lassen. Es bringe sonst Unglück,
behaupten sie.

Die Eltern waren erstaunt über die Heftigkeit, mit der die Kinder ihr Anliegen vertraten.
Um den Frieden wiederherzustellen und abzulenken, gab es erst einmal Picknick
am Bach.

In der milden Sonne nickten die Eltern bald ein. Sie fühlten sich angenehm von der Natur
und besonders der kraftvoll grünen Farbe der Brennesseln eingehüllt. Im Schlaf 
verstanden sie plötzlich klar die Botschaft der Pflanzen, die die Kinder intuitiv erfasst
hatten:





 "Ihr Menschen glaubt, Ihr gestaltet die Erde, es ist aber ein ganz diffiziles Gefüge 
zwischen Mensch und Erde. Die Menschen sind Licht - und Energiegefäße, aber die
einzigen Lebewesen, die dunkle Energien für die Natur hervorbringen. Damit
vergiften sie nicht zuletzt sich selbst.

Die Menschen dürfen ein vertrauensvolles, intimes Verhältnis zur Erde haben, sich
anschmiegen, Dunkles, Sorgen, Ärger, Gifte aller Art loswerden - die Erde nimmt auf,
verwandelt, edelt, das Leben entsteht neu.
Wir Brennesseln sind Mittler, die die Schlacken lösen, dunkle Glaubensgedanken, 
dunkle Ablagerungen. Die Organe können wieder Licht empfangen, sodass Ihr
untereinander voller Energe seid, liebevoll wirken könnt. Die  Brennesseln folgen
dem Menschen, und helfen, Licht aufzunehmen."






So kam es, dass die Brennessel ihren Ehrenplatz am Bachrand behielt, die zarten grünen
Blättchen des Frühlings wanderten in den Salat, und ein paar getrocknete Blätter waren
immer für Tee bereit.



 

                                         ~Überlieferung aufgezeichnet von Ursula Stübner~




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                                                   Brennessel, verkanntes Kräutlein


                              Brennessel, verkanntes Kräutlein, Dich muss ich preisen,
                                  Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
                                     Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
                                  Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,
                                  Nach ihnen nur bauchst Du Dich hinzubücken,
                                  Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
                                       Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
                          Das, was umsonst gedeiht im Wald, auf Pfad und Wiesen,
                         Selbst in noch dürft'ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
                           Nimm hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
                            Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!


                                     ~Hoffmann, Dr. Heinrich~ (1809-1894)




                                                            🌿